Wie viel Wirtschaft braucht der Lehrplan?
„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ – diese Redensart mit interessantem Ursprung (mehr erfahren) bringt den Bildungsauftrag der Schule auf den Punkt: Schüler*innen sollen Wissen und Verständnis für das gesamte Leben erlangen.
Geht es jedoch nach der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), ist es damit nicht weit her. Vor allem praktisch verwertbares Wissen und Verständnis rund um wirtschaftliche Zusammenhänge und Geld allgemein fehlen, obgleich dies für Kinder wichtig sei – so ein Auszug aus dem aktuellen Bildungsmonitor der INSM.
Die vermeintliche Konsequenz: Wirtschaft als pflichtiges Schulfach! Aber ist das der richtige Weg?
Wirtschaft als Schulfach – Pro & Contra
Argumente für mehr Wirtschaft im Lehrplan
Mehr Mündigkeit
Schon junge Bundesbürger*innen sollten wissen, wie sie mit Geld umzugehen haben. Gerade an dieser Stelle weisen die meisten Lehrpläne aber fundamentale Lücken auf, dabei wäre dieses Wissen hilfreich. Darauf aufbauend könnten Schüler*innen auch ein noch besseres Verständnis von Wirtschaftsprozessen und Wertschöpfung erlangen.
Bessere Wettbewerbsfähigkeit
Versicherungen, Steuererklärungen, Abrechnungen – all diese Dinge sind Teil des Lebens, spielen aber in der Schule ein Schattendasein. Wer damit bereits vertraut ist, sobald er die Schule verlässt, ist auf das Arbeitsleben weitaus besser vorbereitet, kann bessere Geschäftsentscheidungen treffen oder auch mit künftigen Arbeitgebern besser verhandeln.
Mehr Einheitlichkeit
Bildung ist Ländersache – aber in diesem Punkt könnte allen Bundesländern ein einheitlicher Weg zugutekommen. Bislang wird Wirtschaft als Fach in Reinform nur in Baden-Württemberg und (teilweise) in NRW gelehrt.
Argumente gegen mehr Wirtschaft im Lehrplan
Weniger Bildungsvielfalt
Die Lehrpläne der Schulen sind jetzt bereits voll, Nachmittagsunterricht ist inzwischen der Standard. Ein zusätzliches Lehrfach bedeutet dann folgerichtig entweder längere Schultage oder Kürzungen bei anderen Fächern.
Keine Lehrer
Wenn es Wirtschaft als Schulfach geben soll, dann muss jemand da sein, der das Fach lehrt. Aber der Lehrermangel an den Schulen ist bereits jetzt traurige Realität (mehr erfahren) – die Einführung eines weiteren Fachs, dessen Konzept selbst viele Lehrer nicht kennen, würde diese Situation nur verschärfen.
Fehlendes Grundkonzept
Um ein vollständig neues Unterrichtsfach in die Lehrpläne der Länder zu implementieren, bräuchte es zunächst einen Konsens darüber, welche Inhalte in welchen Schulen und Jahrgängen zu behandeln sind. Will man das nicht übers Knie brechen, muss zunächst mit viel Zeit und echter Expertise ein gutes Grundkonzept ausgearbeitet werden.
Der Wunsch, die Schülerinnen und Schüler mit mehr wirtschaftlichem Sachverstand ins Leben zu entlassen, steht also ganz handfesten Problemen hinsichtlich der Machbarkeit und Qualitätssicherung gegenüber. Dementsprechend ist ein einheitliches Schulfach Wirtschaft in allen Bundesländern absehbar nicht zu erwarten.